Pressemitteilungen


 

Fünf für Europa

Weiterführende Europa-Schulen im Kreis Soest arbeiten verstärkt zusammen.

SOEST • Die Idee ist nicht neu, nun scheint sie aber vor der Verwirklichung zu stehen: Vier der fünf Europaschulen im Kreis Soest sind weiterführende Schulen und diese wollen sich nun zu  einem Netzwerk zusammenschließen, Synergien bündeln und ihren Schülern Angebote machen, die eine einzelne Schule in dieser Vielfalt so nicht anbieten kann. 

Die vier weiterführenden  Schulen sind die Europaschulen Aldegrever-Gymnasium  und das Hubertus-Schwartz- Berufskolleg in Soest und die  Europaschulen Ostendorf- Gymnasium und das Lippe-Berufskolleg in Lippstadt. „Jeder von uns hat ganz besondere Stärken und Angebote,  die wir bündeln wollen, zum Nutzen unserer Schüler im Hinblick auf die Verwirklichung ihrer persönlichen  und beruflichen Ziele und natürlich auch zum Nutzen der  Wirtschaftsregion des Kreises Soest", so der Schulleiter des  Aldegrever-Gymnasiums Soest, Martin Fischer, der zu der ersten Runde die Vertreter der vier beteiligten Schulen in seinem Hause zum Gedankenaustausch geladen hatte.

Dass die Idee Wirklichkeit werden kann, hängt unter anderem damit zusammen, dass alle am Treffen beteiligten Lehrer irgendwann  einmal einen Teil ihres beruflichen Werdegangs miteinander verbracht haben. Man  kennt sich.  Am 12. Januar soll es nun  zur offiziellen Gründung des Netzwerkes im Ostkreis kommen, bei dem die Mitglieder ihre Ziele und Vorstellungen einer breiten Öffentlichkeit  erläutern wollen.


Soester Anzeiger vom 28.10.2014

Das macht Flucht mit jungen Menschen

Die Theatergruppe „Migranten mischen mit“ (MMM) aus Lippstadt gestaltete mit ihrem Projekt die Eröffnung der Wanderausstellung „YOUniworTH“ in der Aula des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs. Wie die Ausstellung selber werden auch die jungen Einwanderer vom Jugendmigrationsdienst der Awo betreut.
© Dahm
Soest - Die Integration junger Menschen, gerade auch von Flüchtlingen, ist im Hubertus-Schwartz-Berufskolleg ganz weit oben angesiedelt. Nicht nur, weil die Schule das mit ihrem internationalen Ansatz quasi im Alltagsgeschäft zu ihren Kernkompetenzen zählt, sondern auch geografisch – jedenfalls bis zum kommenden Freitag: In der Aula im Obergeschoss ist nämlich in dieser Woche eine Wanderausstellung aufgebaut worden, die sich gleich um eine ganze Palette von Aspekten dreht, bei denen es um das Thema Migration geht.
Zur Eröffnung der Ausstellung wurde es dort oben ziemlich eng: Die Stuhlreihen waren bis auf den letzten Platz besetzt – und das nicht nur, weil neben dem stellvertretenden Schulleiter und Gastgeber Hans Nolte und der stellvertretenden Landrätin Irmgard Soldat eine ganze Reihe von Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt die Ausstellung mit eröffneten, deren Jugendmigrationsdienst sie nach Soest geholt hatte. Passend zum thematischen Mittelpunkt der Ausstellung, die unter dem Titel „YOUniworTH“ steht, waren es nämlich vor allem junge Leute, die die Eröffnung aktiv gestalteten – oder ihr als Besucher beiwohnten.
Aktiv wurden dabei besonders die Mitglieder der Gruppe „Migranten mischen mit“ aus Lippstadt, die ihr Theaterprojekt „Flüchtlingen ein Gesicht geben“ zeigten und dafür begeisterten Applaus ernteten.

Dieses Gesicht will in gewisser Weise auch die Wanderausstellung der Thematik Flucht vor Krieg und Zerstörung geben, auch wenn es dabei an mehreren Stationen nicht so sehr um Einzelschicksale geht, sondern darum, zunächst einmal abstrakten Begriffen reale Konturen zu geben und dadurch vertiefende Reflektionen und Begegnungen auszulösen.
Das bewirkt die erste Station der Wanderausstellung, die bis Freitag während der Unterrichtszeiten täglich von bis zu drei geführten Schülergruppen in der Aula besucht werden wird, unter anderem dadurch, dass dort ein „digitaler Koffer“ gepackt werden kann – hier ein Spiel, für Flüchtlinge bitterer Ernst: Was nicht in den Koffer passte an Besitztümern, blieb mit allen Menschen und Erinnerungen zurück.
Weitere Stationen von „YOUniworTH“ drehen sich unter anderem um Begriffe und Ausdrücke, die teilweise eine ähnlich weite Reise aus ganz anderen Kulturkreisen bis in unseren Alltag hinter sich haben wie viele Flüchtlinge, und um Interviews mit jungen Migranten zu ihren bisher in Deutschland gemachten Erfahrungen, ihren Träumen, Hoffnungen und Ängsten – und ihren Vorstellungen von einem guten, ganz normalen Leben in ihrer neuen Heimat.


Text und Bild: Soester Anzeiger

Themenwoche: Wege türkischer Gastarbeiter


 

Hubertus-Schwartz-Schüler gehen auf Spurensuche

Woher kamen sie damals? Wohin gingen sie dann? Wo stehen sie heute?

Sind sie angekommen? Oder fühlen sie sich noch fremd? Mit solchen Fragen beschäftigten sich Schüler des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs, die auf Spurensuche gingen und Stationen skizzierten. Sie zeigten Wege der Integration türkischer Gastarbeiter im Kreis Soest auf – reichlich Stoff, um eine komplette Themenwoche zu füllen.

 

Programm

 

Mo., 26. Nov. 2012

Eröffnung durch Frau Landrätin Eva Irrgang anschließend Rundgang durch die Ausstellung

Lesung: Frau Akbas: „So wie ich will: Mein Leben zwischen Moschee und Minirock“

Di., 27. Nov. 2012 Besuch der Moschee in Soest
Mi., 28. Nov. 2012 "Almanya – Willkommen in Deutschland“ mit anschl. Diskussion mit der Schauspielerin Demet Gül (junge Fatma)
Do., 29. Nov. 2012

Vortrag und Gespräch mit Herrn Muhammad Salim Abdullah, Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland Stiftung e.V., Soest

Fr.,30. Nov. 2012

Gespräch mit Zeitzeugen

 

Ankündigung

 

Eröffnung

Lesung

Ausstellung

Moschee

Diskussion


 

Die Zeitreise begann Anfang der 60er Jahre, als mit dem Abkommen zur Anwerbung die ersten türkischen Arbeitskräfte mit dem Zug aus Istanbul kamen und dann auch die Reise nach Westfalen antraten. Damals riss der Bewerberstrom nicht ab. Wie ist es ihnen ergangen? Und was haben sie alles erlebt?

Die Jugendlichen fanden im Kreisarchiv Aufzeichnungen und Artikel, die sich so spannend Iesen wie ein Schmöker. Beatrix Pusch, die Leiterin des Kreisarchivs, half ihnen, Quellen zu erschließen und Lebensgeschichten zu entdecken. Einer der Schüler fand in den Unterlagen ein Foto mit einem Gesicht, das ihm bekannt vorkam. Als er näher hinschaute, wurde ihm klar, dass es sich um seinen Großonkel handelt, einer der ersten Gastarbeiter bei der Bahn in Soest.

Nachdem im vorigen Jahr, ebenfalls als Integrationsprojekt,  die Ausstellung ,,Volk auf dem Weg“ mit der Lebenswelt und dem oft schwierigen Schicksal der Deutschen aus Russland im Blickpunkt stand, sind es diesmal die Familien vom Bosporus und aus dem Hochland Anatoliens, deren Vorfahren als Arbeitskräfte geholt wurden, die oft blieben, in der zweiten Heimat Fuß fassten und deren Kinder und Enkel langst im Kreis Soest heimisch sind. Mancher kehrte auch zurück.

Die Schüler stellten eine Dokumentation zusammen, die sie während der Projekttage vom 26. bis 30. November 2012 auf Stellwänden in der Aula zeigten. Dabei richtet sich der Fokus ausschließlich auf die Region an Haar und Hellweg. Ergänzt wurden die Banner durch Biograen Ratinger Gastarbeiter, die beispielhaft für andere stehen.

Und wie sieht es bei uns aus? Was erzahlen türkisch-stämmige Soester? Was bedeutet dieses Eckchen Erde sie? Wo fühlen sie sich zu Hause? Was bewegt sie‘? Woran denken sie? Darüber berichteten zum Abschluss der Projekttage einige Zeitzeugen.

Der Soester Integrationsrat und der Jugendmigrationsdienst der Arbeiterwohlfahrt unterstützten die Aktion.

Ein Höhepunkt war der Besuch der jungen Bestseller-Autorin Melda Akbas.

„Ich bin gläubig. Wenn ich mal Kinder habe, werde ich sie auch zum Religionsunterricht schicken. Aber ich glaube nicht, dass ich ein Kopftuch tragen muss, um gläubig zu sein. Ich könnte auch niemals einen Mann heiraten, der das von mir verlangt. Das, woran ich glaube, findet man in vielen Religionen wieder. Es ist eigentlich mehr eine Art Wertanschauung."

Mit Melda Akbas ist dem Hubertus-Schwartz-Berufskolleg ein Glücksgriff gelungen. Anstatt zum Auftakt des Unterrichtsprojekts „Wege der Integration - türkische Gastheiter im Kreis Soest“ einen älteren Integrationsbeauftragten vor den Schülern dozieren zu lassen, haben sie die 21-jährige Jura-Studentin eingeladen, die vor zwei Jahren Aufmerksamkeit erregte mit ihrem Buch „So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock". Eine selbstbewusste, hübsche junge Frau im Alter der Schüler, in einem figurbetonten, kurzen Kleid und schwarzen Strümpfen - ihr Vater, der, wie sie erzählt, ihr mal verbat, in einer engen Jeans das Haus zu verlassen, hätte das nicht gerne gesehen.

Mit starker Präsenz aber ungezwungen und natürlich tritt sie vor den Schülern auf, liest Passagen aus ihrem Buch und ermuntert zur Diskussion: „Und wenn ihr mir keine Fragen stellt, komme ich zu Euch und stelle Euch welche." Letztlich bewahren die Lehrer ihre Schützlinge davor, in dem sie das Gros der Fragen stellen. Die Schüler hören konzentriert zu, viele kaufen sich im Anschluss ihr Buch.

„Man lebt zwischen zwei Welten, hat dauernd das Gefühl, nicht dazuzugehören. Ich kann weder nur Deutsche noch nur Türkin sein, ohne mich selbst zu verleugnen. Und man verletzt seine Eltern, indem man so ganz anders ist als sie. Damit habe ich ihnen ein Stück ihrer Welt genommen."

Die junge Frau erzählt sowohl Heiteres, wie von der „Zeugungsfreude" ihrer weit verzweigten Familie, von der Tante, die nach fünf Jungs das ersehnte Mädchen gebar und direkt einen eigenen Kindergarten eröffnete. Von den deutlich konservativeren Mitschülerinnen in Berlin-Kreuzberg, bei denen sie mit ihrer westlichen Orientierung aneckte. Mädchen, die zugleich Kopftuch trugen und heimlich einen Freund hatten, während die Jungs in der Pause zum Beten und nach der Schule zum Kiffen gingen: „Aber dadurch leben die noch krasser zwischen den Welten als ich." Sie schildert die verschiedenen Arten der Diskriminierung. Und sie folgert: „Man ist nicht gut oder schlecht integriert, genau so, wie man auch nicht nur ein bisschen schwanger sein kann. Entweder, man ist integriert oder nicht."

Brücken in die Zukunft - Kein Weltfrieden ohne Religionsfrieden

Unter diesem Motto stand im September 2005 ein anderthalbwöchiges Treffen von Schülerinnen und Schülern aus Israel und Palästina, aus Bosnien-Herzegowina sowie aus Soest im Hubertus-Schwartz- Berufskolleg in Soest. Die Schirmherrschaft für das damalige Projekt hatte Regierungsvizepräsident Kosow übernommen.

Im Rahmen des Projekts wollten die Teilnehmer ein Zeichen setzen, wie sich Religionsgrenzen überwinden lassen, wenn wie damals Menschen unterschiedlichen Glaubens ins Gespräch kommen: Christen, Muslime und Juden.

Neben der Soester Resolution, die eine Forderung zum oben genannten Thema aufstellt (siehe unter www.Hubertus-Schwartz-Soest.de), war ein Ergebnis der Projekttage eine Ausstellung, die jetzt im Oktober im Foyer des Kreishauses in Soest besichtigt werden kann. Die Ausstellung war im Dezember 2006 auch bereits im Foyer des Schulministeriums in Düsseldorf der Öffentlichkeit präsentiert worden und hatte dadurch überregional große Beachtung gefunden.

Die Vizelandrätin des Kreises Soest, Frau Soldat, eröffnete im Beisein der stellv. Soester Bürgermeisterin, Frau Stratmann, des Schulleiters Thomas Busch sowie weiterer Ehrengäste und Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs in einer Feierstunde die Ausstellung. Sie verwies auf das beachtliche Engagement des Berufskollegs und zeigte sich als Vertreterin des Schulträgers sehr zufrieden mit den Arbeitsergebnissen.

Die Ausstellung kann noch bis zum 26. Oktober in Soest zu den Öffnungszeiten des Kreishauses besichtigt werden.

Brücken in die Zukunft: Presseecho

Bosnische und israelische Jugendliche besuchten Soest - Soester (Friedens-)Resolution
Auf Einladung des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs besuchten auch in diesem Jahr Schülerinnen und Schüler aus Bosnien-Herzegowina und jüdische und arabische Jugendliche aus Israel Soest, um sich an der Friedens- und Versöhnungsarbeit des Berufskollegs zu beteiligen. In Diskussionsveranstaltungen wurden Wege zum Frieden und zur Verständigung unter den drei abrahamitischen Religionen diskutiert, neben dem Besuch eines ökumenischen Gottesdienstes fanden Diskussionen mit Vertretern aus Religion und Politik statt. Die Soester Öffentlichkeit konnte sich in einer Ausstellung religiöser Gegenstände aus den drei Religionen über die Anliegen der Jugendlichen informieren.

Eine Fahrt in die Bundeshauptstadt rundete das Besuchsprogramm ab, zu dem auch ein Besuch des Reichstages gehörte. Während ihres Aufenthaltes in Soest besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch das Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland, um sich über den Islam in Deutschland informieren zu lassen. Dabei interessierte die Bosniaken insbesondere die Geschichte ihrer Landsleute im ehemaligen Königreich Preußen, die bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht.

Als Geschenk des Islam-Archivs konnten sie drei Großbilder aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die die Bosnischen Reiter der Königlich-Preußischen Armee zeigen, nach Sarajevo mitnehmen, die für ihr Gymnasium bestimmt sind.

Zum Abschluss ihres Besuches verabschiedeten die Jugendlichen aus Bosnien-Herzegowina, Israel und Deutschland eine "Soester Resolution - Brücken in die Zukunft" in der es heißt: "Brücken in die Zukunft". Dafür wollen wir uns einsetzen in unserem persönlichen und gesellschaftlichen Lebensbereich:

  • uns gegenseitig über unsere Kulturen und Religionen informieren,
  • voneinander lernen,
  • Vorurteile abbauen über unterschiedliche Kulturen und Religionen;
  • im Blickpunkt auf die Unterschiede der Kulturen und Religionen Toleranz leben und damit Fanatismus und Gewalt die Grundlagen entziehen;
  • zum Frieden in unseren Ländern und weltweit beitragen.


Unsere Schulen sind dafür ein wichtiger Ort!

"Ihr tragt Verantwortung"

Podiumsdiskussion im Hubertus-Schwartz-Berufskolleg zur trinationalen Woche "Brücken bauen" - Schüler diskutieren mit hochrangigen Geistlichen Probleme und Unterschiede.

Solidarität, Respekt und Frieden: Auf den Stellwänden in der Aula es Hubertus-Schwartz-Berufskollegs finden sich diese Worte momentan gleich mehrfach wieder. Zwischen einem Foto eines jüdischen Rabbis, eines muslimischen Imans und eines christlichen Pfarrers. Zwischen Fragen nach Gemeinsamkeiten und Problemen. Zwischen den Geboten und den typischen Symbolen der verschiedenen Glaubensrichtungen. Und inmitten der Ergebnisse der trinationalen Woche des Berufskollegs trafen gestern hochrangige Vertreter der Religionen aufeinander.

Den jüdischen wie muslimischen Gästen der Schule aus Bosnien-Herzegowina und Israel sowie den Soester Schülern ging es darum, die jeweils andere Religion näher kennen zu lernen und zu verstehen."Wie erklären Sie sich, dass sich muslimische Attentäter auf den Koran berufen?", fragten die Schüler beispielsweise Dr. Nadeem Elyas vom Zentralrat der Muslime in Deutschland. Die simple Antwort: "Diese Gefahr besteht immer, nicht nur im Islam. Jede Schrift kann missbraucht werden." Nicht nur Elyas, sondern auch der Weihbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann vom Erzbistum Paderborn, der Landeskirchenrat Dr. Rainer Dinger von der evangelischen Kirche von Westfalen und der ehemalige Landesrabbiner Henry Brandt setzten sich in ihren Antworten für den Dialog der Religionen ein.

Alle Geistlichen bedauerten wieder aufkeimende Abschottungstendenzen", wie es Weihbischof Wiesemann nannte. "Nicht die Religionen sind das Problem, sondern die Verzahnung mit Politik, Geschichte" und anderem, gab Rabbi Brandt zu verstehen. Deshalb sei der Dialog so wichtig, sagte Brandt und gratulierte den Schülern zu ihrem trinationalen Austausch: "Keine Generation wird die Welt verändern. Aber was ihr macht, ist großartig."

Eine Frage besonderer Art brannte den Schülern jedoch trotz aller Gespräche unter den Nägeln: Was haben Jugendliche von heute mit der Schuld an den Verbrechen der Nazis zu tun? Brandt sprach sie frei und bezog sich dabei auf Richard von Weizsäcker: "Ihr tragt keine Schuld. Schuld ist nicht vererbbar. Aber ihr tragt Verantwortung, vielleicht mehr als andere, dass so etwas hier bei uns nie wieder passiert. Wenn ich mich mit Mozart und Beethoven brüste, muss ich mich auch mit den dunklen Kapiteln meiner Geschichte beschäftigen."

Schüler bauen „Brücken in die Zukunft“

Ein Bayern-Schal für München und ein Lebkuchen-Herz für Nürnberg: Die Zwölftklässler der Gymnasialen Oberstufe an der Hubertus-Schwartz-Schule laden zur Rundfahrt im Schnelldurchgang ein. Sie stellen „Germany“ im Mini-Format vor, ihre Gäste lernen das Land mit dem Finger auf der Karte und auf einem Blick kennen. Die Schüler bauen Brücken in die Zukunft – und ihre Gäste helfen mit, das Fundament zu festigen.

Es ist ein ungewöhnliches Projekt, ein trinationaler Dialog: Schüler aus Israel/Palästina und Bosnien-Herzegowina machen sich auf den Weg nach Soest, um erste Pflöcke zu setzen. Somit kommen Menschen unterschiedlichen Glaubens ins Gespräch: Christen, Muslime und Juden.

„Kein Weltfrieden ohne Religionsfrieden“, lautete der ebenso anspruchsvolle wie anspornende Titel des Vorhabens, mit denen die Teilnehmer ein Zeichen setzen möchten, zeigen wollen, wie sich Grenzen überwinden lassen. Die Gruppen aus Sarajewo, Karmiel, Majid Al-Krom und Soest verbringen anderthalb Wochen miteinander. Sie wollen eine „Goldene Regel“ des friedlichen Zusammenlebens erarbeiten und die Ergebnisse in Form einer Soester Erklärung für mehr Toleranz festschreiben, somit eine Vision für eine stabile Brücke in die Zukunft der Kulturen und Religionen entwerfen.

„Wir wollen Anstöße geben“, hebt Schulleiter Klaus Schubert hervor. Die Begegnung habe schon im Vorfeld, bei allen Vorbereitungen, deutlich gemacht, wie gut muslimische und jüdische Schüler in Israel zusammenarbeiten. Das sei Beispiel für die Besucher aus Bosnien, somit aus einem Land, in dem immer noch der Konflikt zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen zum Ausdruck kommt.

„Sich gemeinsam für eine Zukunft einsetzen“, mit diesem Ziel machen sich Schüler und Lehrer auf den Weg. Was ist typisch bosnisch, israelisch, deutsch? Wie gehen Menschen verschiedener Religionen und Kulturen miteinander um? Was führt zu einem demokratischen Miteinander? Das sind nur drei der Fragen, mit denen sich die Gruppen – in Soest sind das die Zwölftklässler der Gymnasialen Oberstufen und angehenden Fremsprachen-Korrespondenten – beschäftigen werden. Gäste und Gastgeber finden sich zu einem Gottesdienst in der Hohne-Kirche zusammen, wollen für Frieden und Toleranz beten. Sie werden miteinander reden – und feiern. Eine Diskussionsveranstaltung führt Dr. Nadeem Elyas vom Zentralrat der Muslime, Landesrabbiner i.R. Henry Brandt sowie Weihbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Landeskirchenrat Dr. Rainer Dinger nach Soest.

Keine Angst vor der Globalisierung!

Chefredakteur Dr. Kessler referierte vor etwa 200 Schülerinnen und Schülern des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs

Dr. Wolfgang Kessler, Volkswirt und Chefredakteur der Zeitung Publik-Forum, sprach in der Aula des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs vor Schülerinnen und Schülern der Schule und des Berufskollegs Cappel anschaulich über Risiken und Chancen der Globalisierung. 

„Wir sind heute Morgen alle von einem Wecker geweckt worden, der nicht aus Deutschland kommt!“, begann er seinen Vortrag. Die globale Produktion und die weltweite Verfügung über Geld würden den Globalisierungsbegriff kennzeichnen. Zu den Risiken zähle unter anderen die harte weltweite Konkurrenz sowohl zwischen Unternehmen als auch zwischen Arbeitnehmern und der „Zusammenprall“ der Kulturen. Doch für eine Exportnation wie Deutschland ergäben sich laut Kessler durch die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung auch Vorteile: für junge Menschen erschließen sich bei guter Qualifikation vielseitige Auswahlmöglichkeiten bei der Arbeitsplatzsuche.

Der Referent analysierte aber nicht nur die Lage, sondern hatte auch klare politische Forderungen, wie die Absicherung der Menschen nach unten mittels Mindestlohn und Mindestrente oder einer Steuer auf Bonuszahlungen, die allerdings nur übernational durchzusetzen sei. Aber nicht nur die Politik sondern auch jeder Einzelne sei gefordert: Möglichkeiten habe jeder Bürger, zum Beispiel durch den Kauf von fair gehandelten Produkten oder durch die Vermögensanlage in ethischen Aktienfonds.

Zum Schluss stellte Dr. Kessler die Frage: „Was muss ich tun, um in dieser globalisierten Welt zu bestehen?“ Man brauche drei Dinge: erstens eine gute Ausbildung beziehungsweise Leidenschaft für sein Handwerk, zweitens Mut und Offenheit gegenüber der Welt und drittens eine Ethik, die Richtschnur für das eigene Handeln ist.

Im Anschluss stellte sich der Referent noch vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler zu Wirtschaft, Politik und eigenen Zukunftschancen.

Dreißig Veranstaltungen haben in der Gesprächsreihe mit Persönlichkeiten und Zeitzeugen seit dem Schuljahr 1991/92 stattgefunden.

Unsere Schülerinnen und Schüler diskutierten unter anderem mit Ignatz Bubis über "Vergangenheit, die nie vergehen will?", mit Franz Müntefering über "Demokratie in Deutschland" und mit Cem Özdemir über den "Sündenbock Ausländer?".
Hier ein Überblick über die letzten Veranstaltungen:

  • Die ehemalige Kindersoldatin Senait Mehari war gestern in Soest
  • Die Autorin von "Feuerherz" zu Gast im Hubertus-Schwartz-Berufskolleg (30.März 2006)
  • Kindersoldaten: Schüler des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs hörten Vortrag
  • Schüler des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs hörten Vortrag
  • Zeichen des Protests und der Solidarisierung gesetzt (14.Dezember 2005)
  • Erweiterter EU-Horizont
  • Hubertus-Schwartz-Schüler diskutieren mit türkischem Vizekonsul über Geschlechterrolle und Arbeitsmarkt. (22. Juni 2005)
  • "Der Zypernkonflikt"
  • Diskussion mit Konsul Antonis Sammoutis, Diplomat der Republik Zypern in Deutschland. (10. Dezember 2004)
  • "Zum Töten gezwungen!"
  • Michaela Ludwig sprach mit Schülerinnen und Schülern des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs über Ursachen und Folgen der Rekrutierung von Kindersoldaten. (26. April 2004)
  • "... eine Hoffnung, die Kraft gibt!"
  • Cristina Kilian informiert über die politische und gesellschaftliche Situation Argentiniens und über Projekte der Evangelischen Kirche am Rio de la Plata. (18. Juli 2003)
  • "Nun gehet hinaus in alle Welt!" - Militärpfarrer Thomas Weßler diskutierte mit den Schülerinnen und Schülern über "Krieg und Frieden", "Kriegsdienstverweigerung" und über die Frage, wie man "Als Soldat Christ sein" kann. (08. Juli 2003)
  • "Noch einmal das frische Gras riechen" - Philomena Franz, Überlebende des Völkermordes an den Sinti und Roma berichtete im Hubertus-Schwartz-Berufskolleg über ihr Schicksal. (09. Mai 2003)
  • "Irgendwo liegt Afrika" - Lesung und Diskussion im Hubertus-Schwartz-Berufskolleg: Autorin Amma Darko über sich und Ghana. (06. Mai 2003)
  • "Frage der Selbstverteidigung" - Irak-Krise im Mittelpunkt der Diskussion mit Gästen von der Old-Dominion-University in Norfolk (USA). (11. März 2003)
  • "Ein kurdisches Schicksal" - Devrim Kaya informierte am Hubertus-Schwartz-Berufskolleg über ihr Leben als Kurdin und diskutierte mit den Schülerinnen und Schülern über ihre Erfahrungen. (27. Februar 2003)
  • "Mittel zur Unterdrückung" - Professor Alfred Drees berichtet vor Schülern über seine Arbeit mit Folteropfern:"Folterer sind meist nicht pervers, sondern erschreckend normal". (10. Juli 2002)
  • "Demokratie live" - Dr. Uwe Plachetka diskutiert mit Jugendlichen über Demokratie als "Raum für Frieden, Freiheit und Sicherheit". (12. Juni 2002)
  • "Überleben als Zufall" - Rut Burak-Wermuth, "ein Kind des Holocaust", berichtet über ihr Leben als Zwangsarbeiterin. (08. Mai 2002)
  • "Nur Überleben war wichtig" - Der 77-jährige Jude Sally Perel schilderte im Hubertus-Schwartz-Berufskolleg sein Leben als Hitlerjunge. (25. April 2002)

Pure Lebensfreude

Die ehemalige Kindersoldatin Senait Mehari war gestern in Soest

Pure Lebensfreude. Das ist es, was die hübsche Frau auf der Bühne ausstrahlt. Doch da ist noch etwas, was fast unsichtbar bleibt: „Man muss weinen, um lachen zu können“, sagt Senait Mehari. Weinen musste sie in ihrem Leben genug.

Hunger und Durst, Schläge und Drill. Als Kind ist Senait durch die Hölle gegangen. Mitten im Bürgerkrieg wurde sie vor 31 Jahren in Eritrea geboren. Der Krieg, mit dem sich Eritrea die Unabhängigkeit von Äthiopien erkämpfte, riss ihre Familie auseinander. Zunächst kam das Mädchen ins Kinderheim. Später tauchte der Vater wieder auf, nahm das Kind an sich – und gab Senait und ihre beiden Halbschwestern zur Rebellenarmee, als die Familie in wirtschaftliche Not geriet. Der Bedarf an Soldaten, egal wie jung, war unerschöpflich. Als Neunjährige gelang Senait die Flucht in den Sudan. 1987 konnte sie nach Hamburg ausreisen. Heute ist Senait eine lebensfrohe junge Frau – und eine ziemlich talentierte obendrein.

Sie lebt inzwischen in Berlin und konzentriert sich ganz auf ihre Karriere als Sängerin. Unter dem Titel „Feuerherz“ hat Senait ihre Geschichte auf-geschrieben, hat erzählt, wie sie den Albtraum überwunden hat. „Ich glaube an die Hoffnung und die Kraft, dass alles besser wird“, sagt die 31-Jährige. „Auch wenn man vom Leben und vom Schicksal einige Prüfungen bekommt, vielleicht sogar durch die Schwere umgeworfen wird und sich hilflos fühlt, muss man sich wieder fangen, wieder aufstehen und weiterleben.“

Diese Botschaft hat Senait Mehari gestern den Schülern vom Hubertus-Schwartz-Berufskolleg musikalisch vermittelt. Schulleiter Klaus Schubert war es gelungen, die junge Frau zum Abschluss eines Unterrichtsprojekts gegen den Einsatz von Kindersoldaten an die Schule zu holen. Sie sang begleitet von Martin Heyne an der Akustik-Gitarre. Eine Stimme, die unter die Haut geht. „Ich beziehe alle Gefühle, Beobachtungen und Erfahrungen meines Lebens als Einflüsse für die Songs mit ein“, sagt die Musikerin. Sie achtet aber darauf, dass die Stücke für jeden nachvollziehbar bleiben. So singt sie Lieder über den Konflikt zwischen Mann und Frau, wenn beide zu stolz sind, um nachzugeben, oder Lieder über den Traumtypen, den sie noch nicht gefunden hat.

Wenn es nach Hubertus-Schwartz-Schüler Ahmet gegangen wäre, müsste ihr Traumtyp nicht länger gesichts- und namenlos bleiben. Ahmet wäre gern Senaits Traumtyp, das tat er offen kund. Dafür gab es nach dem Konzert ein Küsschen auf die Wange – wieder ein Ausdruck purer Lebensfreude.